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Ein langer Weg – Emanzipation und Wachstum

Erst 150 Jahre nach der Vertreibung wurde das jüdische Leben in Regensburg vorsichtig wiederbelebt. Vom Leben als Schutzjude bis zum bayerischen Bürger israelitischer Konfession war es ein langer Weg.

Zarte Anfänge neuen jüdischen Lebens (17. und 18. Jahrhundert)

Im 17. Jahrhundert entwickelte sich langsam wieder jüdisches Leben in Regensburg. Eine besondere Rolle spielten dabei die sogenannten „Reichstagsjuden“ und die Thurn- und Taxisschen Schutzjuden. Das war eine kleine Zahl von Haushalten, deren Oberhäupter vor allem als Händler tätig waren. Die Rechtsstellung der Menschen war allerdings prekär und viele Einschränkungen bestimmten ihr Leben.

Erst nach und nach entwickelten sich Gemeindestrukturen. Zum Beispiel wird bis heute Hinter der Grieb 5 an einen Kinderlehrer, Vorsänger und Schächter aus der Mitte des 18. Jahrhunderts erinnert – Isaak Israel Alexander.

Es ist wahrscheinlich, dass er ein Rabbiner wurde und am genannten Ort eine zweizimmrige Wohnung als kleine Synagoge genutzt wurde. Eine Mikwe gab es zu dieser Zeit an der Donau, Schule und jüdischer Friedhof fehlten allerdings noch für ein vollständiges Gemeindeleben.

 

Juden werden Bürger (1813)

Anfang des 19. Jahrhunderts endete zwar die Zeit des Immerwährenden Reichstags, doch die Juden blieben in Regensburg. Der Kurfürst und Reichserzkanzler Carl Theodor von Dalberg übernahm den Schutz der Juden und hob viele Beschränkungen auf. Wenn die Juden Regensburgs zwar immer noch keine Bürgerrechte hatten, so bedeutete das doch eine ordentliche Aufenthaltsgenehmigung (Matrikel) für die 16 Familien mit etwa 100 Personen.

Matrikelverzeichnis

1813 erließ schließlich Bayern das Edikt die Verhältnisse der jüdischen Glaubensgenossen im Königreich Baiern betreffend, das die Stellung der jüdischen Regensburger bis 1861 regelte. Damit wurden neue Rechte und Pflichten festgelegt, die insgesamt als Emanzipation gelten können.

 

Eine wachsende Gemeinde (19. Jahrhundert)

In dieser Zeit wurde eine neue Synagoge eingerichtet, die sich in einem nicht mehr existierenden Haus in der Unteren Bachgasse 3 befand. Sie wurde erst 1907 nicht mehr genutzt – wegen Einsturzgefahr. Und auch ein jüdischer Friedhof wurde 1821 geschaffen – in der Schillerstraße. So gab es eine vollständige Gemeinde: mit Synagoge, Friedhof, Schule, Rabbiner, Vorsänger, Schächter und Gemeindevorstand.

Im 19. Jahrhundert kam es aufgrund der Aufklärung – auch im Judentum – immer wieder einmal zu Konflikten in der jüdischen Gemeinde, wie der eigene Glaube gelebt werden sollte und konnte. Es gab reformorientierte und orthopraxe Juden, manch ein Rabbiner agierte sehr fortschrittlich, ein anderer eher konservativ.

Literatur

Wittmer, Siegfried: Geschichte der Regensburger Juden zwischen Absolutismus und Liberalismus. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 127 (1987). S. 95-119.

Quellen

Judenmatrikel, Stadtarchiv Regensburg, ZR 642

Beschwerde von Dr. Schlenker, Stadtarchiv Regensburg, ZR 657

Rechte und Pflichten eines Rabbiners, 1900, Stadtarchiv Regensburg, ZR-I 1584

Die Verhältnisse der israelitischen Glaubensgenossen 1835-1875, Stadtarchiv Regensburg, ZR-I 1574

Bilder

Stadtbildstelle Regensburg