„Soll immer Frieden sein!…“
9. Juni 2017
Rosch Haschana
3. September 2017

Never walk alone

… das hätte auch das Motto unseres Ausflugs nach München sein können. Auch unser Ausflug war geprägt durch Zugehörigkeit, Motivation, Trost und Unterstützung. Aber der Untertitel der gleichnamigen Ausstellung im jüdischen Museum lautet: Jüdische Identitäten im Sport. Einiges hatte ich ja schon darüber gehört, aber nie so ausdrucksvoll und umfangreich, wie es hier dargestellt wird. Jüdische Sportlerinnen und Sportler und Fans jüdischer Herkunft werden in der Sportarena gezeigt.Dabei konzentriert sich die Ausstellung auf einzelne Biografien, so dass einerseits die Selbstwahrnehmung der Sportlerinnen und Sportler zu betrachten ist und andererseits Zuschreibungen von aussen offengelegt werden können. Die Anfänge der Sportbegeisterung sind ebenso zu verfolgen, wie die  facettenreichen 1920er Jahre sowie Ausgrenzung und Verfolgung während des Nationalsozialismus. Eindrucksvoll wird von jüdischen Überlebenden in den Displaced-Person Camps der deutschen Nachkriegszeit über sportliche Positionierungen von Deutschen jüdischer Herkunft in der Emigration bis hin zu zu den athletischen Leistungen der letzten Jahre berichtet. Das Eröffnungsbild der Ausstellung ist das Foto des Zieleinlaufs von Ernst Emanuel Simon im August 1919 , wo er Berlin-Brandenburgischer Meister wurde.

Er verließ den Berliner Sport Club nach antisemitischen Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg und trat 1918 dem Jüdischen Turn- und Sportverein Bar Kochba bei. Er war nicht  nur ein Pionier der Sportmedizin sondern auch Mitorganisator der ersten Makkabiade 1932 , der ersten jüdischen Weltsportspiele in Palästina. Auch noch andere bemerkenswerte Biografien von Menschen, die es verdienen, dass sich ihrer ehrend erinnert wird, lernten wir hier kennen. Anschließend fuhren wir ins Lenbachhaus mit seiner weltweit größten Sammlung aus dem Künstlerkreis des „ Blauen Reiter“, wo wir uns vor allem den Bildern von Franz Marc und Wassily Kandinsky widmeten. In ihrem 1912 herausgegebenen Almanach stellten sie Volkskunst, ägyptische Schattenbilder, afrikanische Schnitzereien oder bayerische Hinterglasbilder gleichberechtigt neben die Kunstwerke alter europäischer Meister oder der aktuellen Avantgarde. Diesen  Pluralismus der künstlerischen Äußerungen war ein Spezifikum des „ Blauen Reiter“. Diese Werke zu sehen, heißt nicht nur seine populären Werke abzuhaken, sondern seine Ideen zu verstehen. Werke, in denen Farben wie Juwelen glänzen und die Linien und Formen einfach und klar sind.  In einem Dokumentationsbereich laufen historische Filme und auf Hörinseln können Besucher das Verhältnis, insbesondere Kandinskys zur Musik der damaligen Avantgarde wie  Arnold Schönberg oder Alexander Nikolajewitsch Skrjabin, nachvollziehen. Eine interessante Fahrt, die viele tiefe Eindrücke bei den Beteiligten hinterließ !

Das Foto von Andree Volkmann

 

Ingrid Liemant – Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit