Das Jüdische Erbe wiederentdecken: Regensburg ist Partner im EU-Projekt „REDISCOVER“
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Professor Michael Brocke hat sich die wissenschaftliche Dokumentation und Erforschung jüdischer Friedhöfe zur Lebensaufgabe gemacht. Foto: Bierwirth
Verwitterte Steine zum Sprechen bringen
27. September 2019

„Wie nemt men a bissele glik?“

Eine Sternstunde der jiddischen Musik

Die Antwort auf die Frage (nämlich: ‚Wo nimmt man a bissele Glück?) erhielten die Zuhörerinnen und Zuhörer am 1. September 2019 im Gemeindesaal der Neuen Synagoge zu Regensburg umgehend.  Diese Veranstaltung wurde einen Monat vor dem jüdischen Fest  Rosch Haschana vom Klub Schalom durchgeführt und im Rahmen des Zentralrates der Juden in Deutschland gefördert.

Unter dem Arrangement von Leon Gurvitch präsentierten Musiker aus zwei Städten (gemeint sind Berlin und Hamburg) und mehreren Ländern ihr Können: Ihre Sprache sei die Musik (so Gurvitch, der aus Weißrussland stammt) – ein Wort, das der alte Haydn einst geprägt. Der preisgekrönte deutsch-belarussische Pianist und Komponist Leon Gurvitch, der bereits in der Carnegie Hall in New York aufgetreten ist, und die charismatische Sängerin Sigalit Feig, die derzeit in Barry Koskys „Anatevka“  und „West Side Story“ in der komischen Oper Berlin zu hören ist, präsentieren ihr neues Programm in ganz besonderer Form und werden dabei von Omar Rodriguez Calvo am Kontrabass und Felix Dehmel am Schlagzeug begleitet.

Die Instrumentalisten waren eins mit ihren Werkzeugen. Der aus Cuba stammende Kontrabassist Omar Rodriguez Calvo holte ungeahnte Nuancen aus dem Gerät. Der junge Schlagzeuger Felix Dehmel hätte Jim Hensons Animal vor Scham bleich werden lassen. Der renommierte Komponist, Pianist und Arrangeur Leon Gurvitch beherrschte Klezmer- und Jazz-Einlagen wie auch traditionelle Formen. So konnten wir interessante, rhythmisch anspruchsvolle Instrumentaleinlagen (Bekanntes wie den Hochzeitstanz aus Satmar, aber auch Improvisationen) genießen und es war uns, als hätten wir so etwas in dieser Intensität nie vorher vernommen.

Der Blick- und Hörfang war allerdings eine Powerfrau, die das Publikum mit ihrem beachtlichen Stimmumfang und einer sonoren Vortragsweise musikalisch und sprachlich in ihren Bann zog: die israelische Sängerin Sigalit Feig. Begleitet von den Instrumentalisten begann sie das Programm mit dem schon zitierten ‚Shtikl Glik‘. Es folgten einige weitere bekannte jiddische Lieder, wie ‚Abi gezunt‘. 

Den Abschluss des Programms bildete ‚Romania‘ – das bekannte Couplet des weißrussischen Schauspielers Aaron Lebedeff. Natürlich forderte das Publikum eine Zugabe und Sigalit Feig gab noch Sholom Secundas ‚Bei mir bist du shejn‘. Die Rahmenhandlung gestaltete als Moderator Volodimir Barskyy, das Faktotum der Jüdischen Gemeinde Regensburg. Im Namen aller Anwesenden bedankte er sich herzlich bei den Künstlern und übergab Blumenstrauß und Geschenke. Die unvergessliche Vorstellung endet mit stürmischem Beifall und tief empfundenem Dank (!).

Raphael Sterl, Mitglied des „Freundeskreis Israel in Regensburg“