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Regensburg (dpa/lby) - Die jüdische Gemeinde in Regensburg ist die älteste in Bayern.
Fast 80 Jahre nach der Zerstörung ihrer Synagoge durch die Nationalsozialisten erhält sie nun ein neues Gebetshaus. Am Mittwoch feiern Gemeindemitglieder, Förderer, Geldgeber und Freunde das Richtfest des fünf Millionen Euro teuren Baus. Er befindet sich auf dem Grund, auf dem die frühere Synagoge stand - inmitten der Regensburger Altstadt und unweit des Doms.
"Im Moment sieht es sehr gut aus",
sagte Ilse Danziger, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, einige Tage vorher. Gerade würden die Fenster eingebaut, auch das hölzerne Kuppeldach sei fertig. «Alles genauso, wie wir es uns für das Richtfest gewünscht haben.» Direkt an den Synagogen-Neubau schließt sich der Altbau des Gemeindezentrums an. Der hatte die NS-Zeit überstanden. Hier befinden sich unter anderem die Büros und Versammlungsräume der Gemeinde. Der Altbau wird für 2,5 Millionen Euro saniert, die Verwaltung ist vorübergehend in ein Nachbargebäude umgezogen.
Der Ende der 60er Jahre neben dem Altbau - als Ersatz für die zerstörte Synagoge - errichtete Mehrzweck- und Gebetsraum wurde abgerissen, um Platz für das neue Gotteshaus zu schaffen. Bei der Baustellen-Besichtigung freute sich Danziger über die sichtbaren Fortschritte. «Die Verbindung zwischen der Synagoge und dem Altbau ist schon da. Man kann schon wirklich etwas sehen und sich vorstellen, wie es einmal aussehen wird», sagte sie. Die Arbeiten lägen weitgehend im Zeitplan, ergänzte Dieter Weber, der Vorsitzende des Fördervereins neue Regensburger Synagoge.
Mit dem Neubau geht ein lange gehegter Wunsch der Juden in Regensburg in Erfüllung. Ende 2018, also 80 Jahre nach der Zerstörung der vorherigen Synagoge, soll der Bau fertiggestellt werden. Die Eröffnung ist für Februar 2019 geplant - 500 Jahre nach der Zerstörung der ersten Synagoge am Neupfarrplatz. Schon 1519 waren die Juden in Regenburg vertrieben worden. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts hätten sie sich in Regensburg wieder angesiedelt und zunächst eine ehemalige Kirche als Gebetshaus genutzt, sagte Danziger. Als diese baufällig wurde, errichtete die Gemeinde eine neue Synagoge, die 1912 eröffnet und bis zur sogenannten Reichskristallnacht 1938 - dem Beginn der organisierten Judenverfolgung in Deutschland - genutzt wurde.
Die Anfänge der jüdischen Gemeinde in Regensburg reichten mindestens bis ins 10. Jahrhundert zurück, sagte Weber. Damit sei sie eine der ältesten jüdischen Gemeinden im deutschsprachigen Raum. Der Neubau sei aber nicht nur aus historischen, sondern aus Kapazitätsgründen wichtig. Die Gemeinde zähle heute rund 1000 Mitglieder, zehnmal mehr als vor 20 Jahren. In etwa eineinhalb Jahren können sie wieder in einer eigenen Synagoge beten.
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