Dort erwartete uns bereits Herr Grenshpol Boris zu einer engagierten und kompetenten Führung zu jüdischen Spuren in Nürnberg: Die Geschichte der Juden in Nürnberg war immer wieder nach der ersten Besiedlung Ende des 12. Jahrhunderts durch Unterdrückung und Pogrome, mehrfach ausgelöst durch Ritualmord-Lügen, durchzogen. Ein besonderer Ort dabei der Hauptmarkt, der an der Stelle eines früheren jüdischen Viertels steht – errichtet in einem früheren Sumpfgebiet. Eine erkennbare Verbindung zwischen den Juden und der Nürnberger Bevölkerung spiegelt sich in der auf Geheiß Kaiser Karls IV. an der Stelle der Synagoge erbauten Frauenkirche wieder, deren Gestaltung Elemente der Synagogenarchitektur aufgreift. Weiterhin führte uns Boris zu der Stelle, an der im letzten Jahrhundert die Haupt-Synagoge von 1874 stand, die bereits vor der Reichspogromnacht im August 1938 auf Anordnung Julius Streichers abgerissen wurde. Den zweiten Schwerpunkt der Fahrt bildete der Besuch des „Memoriums Nürnberger Prozesse“, einem Museum im Justizpalast, dem Original-Schauplatz der Prozesse gegen führende Personen des nationalsozialistischen Regimes. Die Führung dort erfolgt mit Audio-Guide, so dass alle in der ihnen vertrauten Sprache die Texte verstehen konnten. Im Memorium sind sowohl der Original-Gerichtssaal zu besichtigen als auch eine umfangreiche Ausstellung mit Schautafeln, Bildern, Film- und Tonausschnitten sowie Objekten, die die damaligen Gerichtsverhandlungen und die handelnden Personen lebendig werden lassen – eine für alle Teilnehmer bedrückende Erinnerung an das Erlittene. „Das darf sich nie wiederholen!...“ sagten die Teilnehmer auf der Heimfahrt.
Reinhard Rößler