Foto: Marcus Ebener
Regensburg hat nach über achtzig Jahren eine neue Synagoge. Staab Architekten konzipierten den sakralen Bau für die jüdische Gemeinde. Über dem massiven Baukörper mit einer Fassade aus geschlämmtem Sichtmauerwerk erhebt sich die flache Kuppel. Wie ein Zelt spannt sie sich über ihre verglasten Seitenwände.
Bauherr: Jüdische Gemeinde Regensburg Architekten: Staab Architekten, Berlin Tragwerksplanung: IB Drexler + Baumruck, Straubing Tragwerksplanung Holz Dachschale: Dr. Gollwitzer – Dr. Linse, München Standort: Am Brixener Hof 2, 93047 Regensburg (DE) Eine ausführliche Print-Dokumentation finden Sie in unserer Ausgabe DETAIL 5/2019 mit dem Themenschwerpunkt »Erschließung«. Jetzt im Online Shop bestellen: Text: Barbara Zettel |
Mit der Auflösung der Sowjetunion 1991 zogen zahlreiche jüdische Emigranten nach Regensburg. Schnell wuchs die jüdische Gemeinde der Stadt von rund 100 auf knapp 1000 Mitglieder an und ihre Räumlichkeiten wurden zu klein. Im Zentrum der Altstadt, auf dem Grundstück der letzten Synagoge, die 1938 zerstört wurde, konnte die Gemeinschaft jetzt den Neubau von Staab Architekten einweihen. Die Bauaufgabe schien mit Widersprüchen verknüpft zu sein: In zeitgemäßer Architektursprache soll sich das Gebäude in die Unesco Kulturerbe-Stadt einfügen und trotz der hohen Sicherheitsanforderungen Offenheit demonstrieren.
Staab Architekten integrieren Gemeindezentrum und Synagoge in einem gestaffelten Baukörper mit einer Fassade aus hochkant vermauerten, weiß geschlämmten Sichtziegeln. Das Hauptvolumen, einen Kubus mit flacher Kuppel setzen sie prominent an die südöstliche Grundstücksecke. Nördlich davon entsteht ein offener Hof vor dem zurückversetzten Haupteingang. Über ihm schwebt eine Installation des Künstlers Tom Kristen: Eine vergoldete Bronzespirale zitiert Rose Ausländers Gedicht »Gemeinsam« in der Handschrift der Dichterin.
Von der Straße aus über die gesamte Nordseite des Hofs zieht sich eine Glaswand und gewährt Einblick in die umfangreiche öffentliche Bibliothek. Ihre Besucher können sie erreichen, ohne zuvor die Zugangskontrolle durchlaufen zu müssen. Das Foyer verbindet den Neubau mit dem Bestand von 1912. Das denkmalgeschützte Gemeindehaus wurde saniert und an die neuen Gegebenheiten angepasst.
Über die Treppe im Foyer erreicht man das Herzstück, den Synagogenraum im ersten Obergeschoss: Als filigrane, hölzerne Raumschale haben ihn die Architekten in die massive Hülle aus Stein gesetzt. Ihre Seitenwände ragen über den Kubus hinaus. Diese sind, wegen der Ausrichtung der Synagoge nach Osten, zum übrigen Baukörper leicht verdreht. Über den vier Eckpunkten erhebt sich eine flache Kuppel aus gekrümmtem Brettsperrholz und überspannt den Raum wie ein Zelt. Durch die verglasten Außenwände fällt Tageslicht von oben in den sakralen Raum. Von den Holzlamellen der Innenschale gefiltert, entsteht eine angenehme, meditative Stimmung.