

Lernen macht Spaß und bereichert – das erleben wir in unserer jüdischen Gemeinde immer wieder aufs Neue. Besonders deutlich spüren wir das in unseren Torah-Unterrichten, die sich in den letzten Monaten zu einem festen und beliebten Bestandteil unseres Gemeindelebens entwickelt haben.
Wer einmal dabei war, merkt schnell: Hier herrscht eine besondere Atmosphäre – geprägt von Neugier, offener Diskussion, gemeinsamem Nachdenken und echter Freude am Lernen. Es geht nicht nur darum, Wissen zu vermitteln, sondern darum, gemeinsam zu entdecken, zu fragen, zu verstehen und die Relevanz der Torah für unser heutiges Leben zu erleben.
In unseren Unterrichtseinheiten beschäftigen wir uns mit der gesamten Bandbreite der jüdischen Geschichte und Überlieferung. Wir beginnen mit der Schöpfung der Welt, sprechen über die Erzväter und Erzmütter, die Zeit der Sklaverei in Ägypten, den Auszug, die Wüstenwanderung, die Übergabe der Torah am Berg Sinai und den Einzug in das Land Israel. Doch die Geschichte endet dort nicht – sie lebt weiter in den Gesetzen, Werten und Überzeugungen, die unser Volk bis heute tragen.
Denn die jüdische Geschichte ist keine bloße Abfolge vergangener Ereignisse. Sie ist untrennbar verbunden mit der Torah, den Geboten (Mizwot) und der jüdischen Lebensweise. Darum geht es in unseren Stunden nicht nur um historische Fakten, sondern um die tiefere Bedeutung: Was lehrt uns die Torah über Verantwortung, über Gemeinschaft, über Menschlichkeit? Wie helfen uns die alten Texte, die Welt von heute besser zu verstehen und unseren Alltag bewusster zu gestalten?
Diese Fragen führen immer wieder zu lebendigen Gesprächen, manchmal auch zu hitzigen Diskussionen – und genau das macht unseren Unterricht so lebendig. Jeder darf seine Gedanken einbringen, unterschiedliche Sichtweisen werden respektiert, und gemeinsam nähern wir uns den großen Themen unseres Glaubens.
Seit einem halben Jahr treffen wir uns regelmäßig einmal im Monat. Was zunächst als kleines Experiment begann, hat sich rasch zu einer festen Tradition entwickelt. Und es sieht ganz danach aus, als wäre das nur der Anfang – das Interesse wächst stetig, neue Teilnehmer kommen hinzu, und die Freude am gemeinsamen Lernen ist ansteckend.
Der Torah-Unterricht ist für uns mehr als nur eine Lehrstunde. Er ist ein Ort der Begegnung, des Dialogs und des Wachsens – im Wissen, im Glauben und in der Gemeinschaft. Wer Lust hat, mit einzusteigen, ist herzlich eingeladen. Denn wie unsere Erfahrung zeigt: Lernen verbindet – und macht einfach Freude.
Rabiner Benjamin Kochan