Buchpräsentation jiddisch-deutsch: Dovid Bergelson, „Die Welt möge Zeuge sein“.
»Ich war dem Jiddischen – als Instrument – zutiefst verbunden. … Ich weiß, dass ich nicht mehr lange zu leben habe, doch ich liebe es wie ein Sohn die Mutter.« Dovid Bergelson
Am 12. August 1952 wurden in der so genannten »Nacht der ermordeten Dichter« fünf der bedeutendsten sowjetisch-jiddischen Autoren hingerichtet. Sie alle trugen zur Blüte der jiddischen Kultur im östlichen Europa bei, die als »jüdische Kulturrenaissance« in die Geschichte einging. Einer der ermordeten Schriftsteller ist Dovid Bergelson. 1884 in Ochrimowo in der heutigen Ukraine geboren, prägte er über vier Jahrzehnte die moderne jiddische Literatur. Obin Kiew, Berlin, New York oder Moskau – Bergelsons literarische Stimme wurde gehört. Bergelson gilt als Erneuerer der jiddischen Prosa zwischen Moderne und Sozialistischem Realismus, bis mit dem Zweiten Weltkrieg und der versuchten Judenvernichtung sein Schreiben eine neue, existenzielle Dimension erreicht.
Die jiddisch-deutsche Lesung nimmt das Publikum mit auf den bewegten Lebensweg Dovid Bergelsons. Sie zeichnet seine fulminante literarische Entwicklung nach, folgt den Lebensthemen eines Autors, der – in jiddischer Sprache, Auge in Auge mit Bedrohung und Gewalt, unerschütterlich im Hoffen – nach dem Ort des Jüdischen in der Welt fragt. Sie bringt im Dialog von Original und Übersetzung erstmals übersetzte Schlüsseltexte der jiddischen Literatur zu Gehör.
Den Abend gestalten die beiden Herausgeberinnen des Bandes, Sabine Koller und Alexandra Polyan.
Dovid Bergelson, „Die Welt möge Zeuge sein“. Erzählungen. Herausgegeben von Sabine Koller und Alexandra Polyan. Berlin: Jüdischer Verlag Suhrkamp Verlag 2023.
Die Veranstaltung findet statt in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Regensburg und dem Jüdischen Verlag Suhrkamp Verlag statt sowie im Rahmen des von der Leibniz-Gemeinschaft geförderten Kooperationsprojekts »The Short Life of Soviet Yiddish Literature«zwischen dem Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow, Leipzig, dem Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin, und der Professur für Slavisch-Jüdische Studien, Universität Regensburg.
Das Buch erscheint im April, ca. 70 Jahre nach dem Tod des Schriftstellers, im Jüdischen Verlag Suhrkamp Verlag (»Die Welt möge Zeuge sein«. Buch von Dovid Bergelson (Jüdischer Verlag) (suhrkamp.de).