„Die Wurzel trägt dich“

Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit München – Regensburg

Herzliche Einladung in die Jüdische Gemeinde zu einer Veranstaltung in der Woche der Brüderlichkeit 2020:

„Tu deinen Mund auf für die Anderen“

mit dem Vortrag von Pfarrer Hans Christian Kley, Landshut:

„Die Wurzel trägt dich“

Sehr verehrte, liebe Mitglieder unserer Gesellschaft,

das Jahresmotto der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit 2020 „Tu deinen Mund auf für die Anderen“ fordert uns zu konkretem Handeln auf: Den Mund auftun und für gerechte Verhältnisse einstehen, gegen Missstände aufstehen, sich dem Unrecht widersetzen und für die Schwächeren einsetzen… Wir alle können als Widerständige und Unangepasste etwas davon realisieren, im Kleinen wie im Großen. Damit Gerechtigkeit sich durchsetzt, damit unsere Demokratie bewahrt bleibt, damit Europa ein Europa für alle wird. Gemeinsam die Welt jeden Tag ein klein wenig besser machen – Tikkun Olam.

Pfarrer Hans-Christian Kley aus Landshut nimmt diese Gedanken in seinem Vortrag auf und bezieht sie auf das christlich-jüdische Verhältnis. Er überschreibt seinen Vortrag thematisch mit einem berühmten Zitat aus der Bibel, das allerdings viel zu wenig in die Köpfe, Herzen und Hände durchgedrungen ist:

„Die Wurzel trägt dich“, so schreibt es der Apostel Paulus der christlichen Gemeinde in Rom in seinem bekannten Brief. Die gläubigen Heidenchristen sollen nicht vergessen, dass sie „aufgepfropfte Zweige“ am Stamm des Volkes Gottes sind. Nicht sie tragen die Wurzel, sondern umgekehrt. Christen tut es gut, sich immer wieder daran zu erinnern, wo die Wurzeln ihres Glaubens wirklich liegen und was dies für das Verhältnis zum Judentum bedeutet.

Pfarrer Hans Christian Kley wirft anhand von christlichen Bildwerken einen Blick auf die traditionelle Judenfeindlichkeit im Christentum und weist einen anderen Weg voller Respekt und Lernbereitschaft. Neben theologischen Fragen wird es auch einfach um Erlebnisse und Begegnungen gehen, die für den Referenten wichtige Stationen auf diesem Weg waren.

Herr Kley war als Freiwilliger mit Aktion Sühnezeichen/ Friedensdienste in Israel und hat u.a. in Jerusalem studiert. Heute arbeitet er im Schuldienst, als Meditationslehrer und immer wieder als Rundfunkprediger im BR.

Unsere Veranstaltung fällt heuer leider in eine von rechtsextremistischem Hass gezeichnete Zeit, in der wir von abscheulichen Anschlägen erschreckt wurden: Nach den unfassbaren Attentaten von Kassel und Halle jetzt auch noch Hanau… Der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Bad Nauheim hat sich mit folgendem Wort an die Öffentlichkeit gewandt, das ich Ihnen gerne zur Kenntnis bringe:

„Tief erschüttert trauern wir um die Menschen, die heute in Hanau Hass und Gewalt zum Opfer gefallen sind und fühlen mit den Angehörigen.

Zum wiederholten Mal wurden aus offenbar rassistischen Motiven Menschen getötet, zum wiederholten Mal wird überdeutlich, dass Deutschland 75 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur mit rechtsextremem Terror zu kämpfen hat.  Wir fragen uns: Was ist aus dem Versprechen „Nie wieder“ geworden?

Vielfach wird wieder der Satz zu hören sein, dass Hass, Antisemitismus, Rassismus und Gewalt keinen Platz bei uns habe. Wir müssen endlich erkennen: dieser Hass hat sehr wohl Platz bei uns, er ergreift immer mehr Raum bis in die sog. Mitte der Gesellschaft in Sätzen wie „Ich habe ja nichts gegen Muslime, aber… ich habe ja nichts gegen Juden, aber…“

Vorurteile und Hass beginnen im Kopf, finden Ausdruck in Worten und enden in physischer Gewalt. Gleichgültigkeit und Empathielosigkeit gegenüber Menschen, die als „anders“ markiert werden, bereiten den Boden für Herabwürdigung und Ausgrenzung. Viele Men-schen, die einer Minderheit in Deutschland angehören, können sich nicht mehr sicher fühlen. Dabei wissen wir aus der Geschichte: was mit dem Hass auf eine Gruppe beginnt, wird am Ende niemanden verschonen. Die Gewalt in Hanau ist trauriger Beweis für die brutale Konsequenz des Giftes, das rechtsextreme Kreise gestreut haben.  

„Tu deinen Mund auf für die anderen“ lautet unser Jahresthema. Wir alle müssen unsere Stimme erheben – und nicht nur das. Der Raum, den Hass und Gewalt bereits unter uns ergriffen hat, er muss aktiv und entschlossen zurückerobert und besetzt werden: Mit Empa-thie, mit Begegnung und Dialog, mit Herz und Verstand, für ein friedliches und gerechtes Miteinander für alle in unserem Land und weltweit. Dafür stehen der Deutsche Koordinie-rungsrat und die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit seit über 70 Jahren.“

Pfarrerin Ilona Klemens, Generalsekretärin, für das Präsidium: Rabbiner Andreas Nachama, Margaretha Hackermeier, Pfarrer Friedhelm Pieper

Mit unsrer Veranstaltung am Wahlsonntag möchten wir in diesem Sinne ein Signal setzen und ein waches Bewusstsein schaffen, damit ein friedliches Miteinander in unserer Gesell-schaft befestigt und gestärkt wird, das von gegenseitiger Achtung und Mitgefühl geprägt ist.

So darf ich Sie im Namen unseres Vorstands ganz herzlich grüßen und Ihnen unsere Veranstaltung nochmal ans Herz legen

Ernst Reichold

geschäftsführender Vorstand der GcjZ Regensburg

Das Event ist beendet

Datum

04 Mrz 2020
Expired!

Uhrzeit

16:00
Jüdisches Gemeindezentrum Regensburg

Ort

Jüdisches Gemeindezentrum Regensburg
Am Brixener Hof, 2, 93047 Regensburg
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