Am Sonntag, 04. Mai, war es wieder so weit: Die jüdische Gemeinde Regensburg brach mit etwa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern (davon 13 ukrainische und einige nicht-jüdische Freunde) zur Gedenkstunde des Israelitischen Landesverbands Bayern zum 80. Jahr der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau teil. Während der Busfahrt führte Herr Mikhail Russakowski fundiert und einfühlsam in die Geschichte des KZ Dachau sowie die Geschichte Bayerns und seines Herrscherhauses ein.
Vor der offiziellen Veranstaltung zündeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Regensburg an der Gedenkstätte Jahrtagskerzen im Gedenken an die in der Shoah getöteten Juden an. Die Gedenkstunde fand nach bewährtem Schema statt: Der Vorsitzende des Landesverbandes, Herr Dr. Joseph Schuster, begrüßte trotz schlechten Wetters zahlreiche Anwesende. Besonders hervorzuheben war die Teilnahme von Herrn Abba Naor, einem Überlebenden des KZ Dachau, sowie der mittlerweile 93-jährigen Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Frau Dr. h.c. Charlotte Knobloch, die die zentrale Rede hielt. In seiner Begrüßungsrede verwies Herr Dr. Schuster darauf, dass es angesichts der immer geringer werdenden Zahl der Zeitzeugen die Aufgabe der nachfolgenden Generationen ist, die Erinnerung daran lebendig zu erhalten, was auch an diesem Ort in der Shoah geschehen ist.
Die Statistiken über den Kenntnisstand bezüglich der Shoah und der Gräueltaten im damaligen Deutschen Reich erschrecken zutiefst und unterstreichen die Notwendigkeit einer Kultur der Erinnerung. Frau Dr. Knobloch gedachte in ihrer Rede auch denen, die das KZ Dachau befreiten, und denen, die nach der Shoah das Weiterleben erst möglich gemacht haben. Sie beendete ihre Ansprach mit einem Wort ihres Vaters: „Alle hier lebenden Juden sollen versichert sein, dass sie nie wieder verlassen sein werden.“ Die jüdische Jugend Augsburg bekannte sich für ihre Generation in einer kurzen Ansprache dazu, diese Erinnerung weiterzuführen und nicht zuzulassen, dass sich so etwas wie die Shoah wiederholen kann. Die von Rabbiner Steven Langnas vorgetragenen Gebete (Psalm 142 auf Deutsch und Hebräisch sowie ‚El male rachamim‘ und Kaddisch) waren tief ergreifend. Leider war es an diesem Tag aus Sicherheitsgründen nicht möglich, die Gedenkstätte mit dem Krematorium, der Ausstellung und dem Strafbunker zu besichtigen.
Deshalb fuhr die jüdische Gemeinde direkt im Anschluss an die Gedenkstunde zur Münchener Residenz der Wittelsbacher, wobei Mikhael Russakowski auf der Fahrt auf einige jüdische Orte in der Stadt hinwies. In der Residenz konnten mit Hilfe der Audioguides alle ihren eigenen Bedürfnissen entsprechend Informationen über die Geschichte, die Räume und die gezeigten Objekte abrufen. Trotz des regnerischen Wetters und einiger Verzögerungen war es ein sehr beeindruckender, lehrreicher und nachdenklich machender Tag für alle.