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Gedenken

Die Reichspogromnacht 1938 ist eine tragische Seite in der jüdischen Geschichte Deutschlands. Bundespräsident Steinmeier hat zum Jahrestag der Pogromnacht 1938 zu konsequentem Handeln gegen Antisemitismus aufgerufen. Es beschäme ihn, dass sich Juden nicht sicher fühlen und Gebetshäuser geschützt werden müssten.

 Am 9. November   2020 führe die Stadt Regensburg eine Gedenkveranstaltung in dem Gemeindesaal der neuen Synagoge Regensburg durch. Wegen der Corona-Pandemie fand diese Maßnahme heuer digital statt. Die Regensburger Journalistin Elisabeth Angenvoort verfasste einen Artikel für MZ   vom 11. November 2020 unter dem Titel „Erinnerung an Reichspogromnacht“. „Vor 82 Jahren begann der Terror gegen die Juden – auch in Regensburg“, schrieb sie in dem Vorwort.Und dann folgt es wörtlich weiter: „Die Gedenkfeier zur Reichspogromnacht stand vergangenes Jahr im Schatten der Ereignisse von Halle. Damals war im Saal der Regensburger Synagoge kein Platz mehr frei – und so wäre es wohl auch am Montag gewesen, wenn nicht die derzeitigen Umstände einen Live-Stream notwendig gemacht hätten.

Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer erinnerte an die schicksalsschwere Nacht vom 9. November 1938, den „Auftakt zu unbeschreiblichem Terror“. Sie sagte: „Wir verneigen uns vor den Opfern und sagen aus tiefster Seele: Nie wieder!“ Wer diesen Schwur ernst nähme, der müsse sich allerdings die Frage stellen, wo man damals selbst gestanden hätte Gerade heute brauche man Menschen, die mutig einschreiten, wenn anderen Unrecht geschieht. Auf Gewalttaten wie in Halle und Hamburg, zuletzt in Paris und in Wien, könne es nur eine Antwort geben: „Zusammenhalt, Besonnenheit und Stärke.“

Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Regensburg, Ilse Danziger, verwies auf den folgenschweren Wandel in der gegenwärtigen Gesellschaft. Während es bisher zum Grundkonsens gehört habe, antisemitische Einstellungen aus der Kommunikation herauszuhalten, sei Judenfeindschaft mittlerweile zu einem integralen Bestandteil der „Netzkultur“ geworden. Diese antisemitische Hetze manifestierte sich zunehmend in tätlichen Angriffen. Nach Aussage von Volkhard Knigge, dem Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, finde man in den Gästebüchern neuerdings Einträge von Befürwortern eines „neuen Holocaust“. Deshalb stelle der Gedenktag zur Reichspogromnacht einen „wichtigen Baustein der Erinnerungskultur“ dar, betonte Danziger.

Die Regensburger Autorin Waltraud Bierwirth führte anhand von Originalaufnahmen zurück in das Jahr 1938. Die Jüdische Gemeinde Regensburg war mit 514 Mitgliedern gut ins gesellschaftliche Leben der Stadt integriert. Der damalige Vorstand, Fritz Oettinger, vertrat die Deutsche Demokratische Partei im Stadtrat. Doch mit der kommissarischen Übernahme des Bürgermeisteramtes durch  SS-Mitglied Otto Schottenheim im März  1933  begann eine unaufhaltsame Hetzkampagne gegen die Juden, die nach der Reichspogromnacht im  „Schandmarsch“  von Regensburg gipfelte, inszeniert durch den Brigadeführer des  NS-Kraftfahrkorps, Wilhelm Müller-Seyffert.

Die letzte Bildaufnahme zeigte 219 Regensburger Juden vor ihrem Transport in die Lager Sobibor und Belzec im besetzten Osten von Polen. Keiner von ihnen hat überlebt.“ Der Gemeinderabbiner, Herr Josef Chaim Bloch, sagte El Male Rachamim   in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus.