Anlässlich der Feierlichkeiten „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ lud die Jüdische Gemeinde Regensburg zu einem ganz besonderen Abend mit musikalischen und literarischen Kostbarkeiten deutsch-jüdischer Autoren und Komponisten- Die Protagonisten des Abends, das Klavierduo Eva Hermann und Ina Schur (die Hände), sowie der Gründer und ehemalige Intendant des Regensburger Turmtheaters, Peter Nüesch (der Mund), nahmen die zahlreichen Zuschauer mit auf eine spannende und äußerst unterhaltsame Reise durch Geschichten und Kompositionen aus jüdischer Hand (das Herz).
Da tauchten Namen auf wie Arthur Schnitzler, Franz Kafka, Carl Zuckmayer, Heinrich Heine, Walter Mehring, Erich Fried, Isaac Bashevis Singer, Ephraim Kishon, Paul Chaim Eisenberg, Else Lasker-Schüler, und vor allem Kurt Tucholsky, ohne Zweifel ein Lieblingsautor des Vollblutschauspielers, „wie er sich so theatralisch vortragen lässt!“.
Peter Nüesch liest die Texte nicht. er zelebriert und lebt sie und erweckt die handelnden Figuren zum Leben. Genauso mitreißend sitzen die beiden Pianistinnen nicht einfach nur am Flügel, nein, sie bringen ihn dazu abzuheben, zu fliegen und den Spaß an der virtuosen Musik spürbar zu machen. Neben bekannten Namen wie Fanny Mendelssohn oder George Gershwin spielte das wunderbar harmonierende Duo Werke von Karl Goldmark, Leo Smit, Moritz Moskowski, Samuel Barber, Saul Cosentino, Arnold Nevolowich, und als besonderen Höhepunkt des Abends die Uraufführung einer Rumba aus der Feder des ukrainisch-jüdischen Wahlregensburgers Igor Jussim, der im Publikum anwesend war und sichtlich gerührt die Ovationen für sein notenreiches Schauern verursachendes Werk entgegen nahm.
Die ans Herz gehenden Geschichten mit dem buchstäblich hintersinnigen, jüdischen Humor machten dem Titel des Abends alle Ehre. Da waren Silberlöffel, die übernacht Kinder kriegten das neue rumänische Dienstmädchen, das von einem Anrufer aufgefordert wird, den Hausherrn ans Telefon zu holen, darauf das Mädchen: Hier ist kein Telefon! Eine überraschende fünfte Jahreszeit wurde vorgestellt, ein kritischer Blick auf den Menschen und seine Schwächen geworfen und eine Einladung zum Essen angenommen, wo es allerdings nichts zu essen gab! Ein rundum gelungener Abend und ein großes gemeinsames Erlebnis!
Peter Nüesch