„Corana bremst das religiose Leben“. Unter diesem Titel hat die Regensburger Journalistin Frau Dagmar Unrecht einen Artikel für die Mittelbayerische Zeitung vom 9. -10. April 2020 verfasst.
„Glaube Gottesdienste in Kirchen, Synagogen und Moscheen finden derzeit nicht statt. Rituale fallen aus. Das macht erfinderisch“, schrieb sie und weiter nach dem Text insbesondere über die Jüdische Gemeinde Regensburg: Seit Mittwoch laufen die Pessach- Feierlichkeiten, ein wichtiges Fest im Judentum und eigentlich eine große Familienfeier. „Wir können dieses Jahr leider nicht zusammen in der Synagoge feiern“, bedauert Ilse Danziger, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Regensburg, zu der rund 950 Mitglieder gehören. Aber die Gemeinde hat sich etwas einfallen lassen. „Wir haben Pakete für das Pessach-Fest zusammengestellt und an ältere Gemeindemitglieder verteilt“, berichtet Ilse Danziger. In den Päckchen befindet sich ein Kilogramm Mazze – ungesäuertes Brot, das traditionell zum Fest verzehrt wird. Darüber hinaus: eine Flasche Kiddusch-Wein – ein süßer Rotwein, der zu besonderen Feiern getrunken wird, außerdem ein Kilogramm Mazze-Mehl zum Kuchenbacken, ein Glas „gefillter Fisch“ (gefüllter Fisch) und ein Glas Salzgurken. „Auch ein Gebetbuch liegt im Paket“, erzählt Danziger. Darin enthalten sei die genaue Beschreibung, wie ein sogenannter Seder-Abend an Pessach ablaufen kann. Dazu gehören das gemeinsame Gebet, das Essen und Lesungen zur Geschichte vom Auszug der Israeliten aus Ägypten. Darüber hinaus enthält das Päckchen laut Danziger noch weitere Lektüre zum Pessach-Fest und zwei Briefe – einen von der Jüdischen Gemeinde und einen vom Rabbiner. Insgesamt 150 Pakete wurden in der vergangenen Woche in der Jüdischen Gemeinde gepackt und persönlich bei älteren Gemeindemitgliedern in der Stadt vorbei gebracht. Auch die Vorsitzende selbst hat einen Tag lang Päckchen ausgeliefert. „Ein gutes Gefühl“ sei das gewesen: „Die Leute haben sich sehr gefreut“. Gerade für ältere Menschen sei es schwer, in dieser Zeit allein oder von der Familie getrennt zu sein. „Das ist eine einschneidende Erfahrung“, sagt Danziger. Ängste und Verunsicherung seien spürbar „Eigentlich ist Pessach ein großes Familienfest, das gemeinsam mit Großeltern und Enkelkindern gefeiert wird“... Danziger selbst wird mit ihren beiden Kindern und den drei Enkelkindern zusammen Pessach feiern. Die Enkelkinder im Alter von drei und fünf Jahren seien auch schon vor der Corona-Pandemie regelmäßig bei ihr gewesen. Danzigers 93-jährige Schwiegermutter wird allerdings beim Familienfest fehlen. „Nur mein Mann geht derzeit zu ihr“, so Danziger. So werde versucht, dass Risiko einer Ansteckung möglichst gering zu halten. Pessachprodukte sind laut Auskunft von Ilse Danziger auch über die Gemeinde erhältlich. Es seien größere Mengen bestellt worden. Wer noch Bedarf habe, könne sich melden…..Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr wieder gemeinsam Pessach feiern.