Quelle: www.br.de
Von: Thomas Muggenthaler
Stand: 25.10.2017 |Bildnachweis
In Regensburg hat die Jüdische Gemeinde heute Vormittag das Richtfest für den Bau eines neuen Gemeindezentrums und einer neuen Synagoge gefeiert. Die Jüdische Gemeinde in Regensburg ist die älteste in Bayern. Vor 80 Jahren zerstörten die Nationalsozialisten die Synagoge. Jetzt wird ein neues Gebetshaus gebaut.
Gemeindemitglieder, Förderer, Geldgeber und Freunde feierten gemeinsam das Richtfest des fünf Millionen Euro teuren Baus. Er ist modern und wurde entworfen von dem Team des renommierten Berliner Architekten Volker Staab. Das Gebäude befindet sich auf dem Grund, auf dem die frühere Synagoge stand - inmitten der Regensburger Altstadt und unweit des Doms. "Im Moment sieht es sehr gut aus", sagte Ilse Danziger, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde. Vor dem Richtfest wurden noch die Fenster eingebaut, auch das hölzerne Kuppeldach sei fertig. "Alles genauso, wie wir es uns für das Richtfest gewünscht haben."
Direkt an den Synagogen-Neubau schließt sich der Altbau des Gemeindezentrums an. Der hatte die NS-Zeit überstanden. Hier befinden sich unter anderem die Büros und Versammlungsräume der Gemeinde. Der Altbau wird für 2,4 Millionen Euro saniert, für die Hälfte davon muss die Jüdische Gemeinde selbst aufkommen. Die Verwaltung ist vorübergehend in ein Nachbargebäude umgezogen. Der Ende der 60er-Jahre neben dem Altbau - als Ersatz für die zerstörte Synagoge - errichtete Mehrzweck- und Gebetsraum wurde abgerissen, um Platz für das neue Gotteshaus zu schaffen.
Bei der Baustellen-Besichtigung freute sich Danziger über die sichtbaren Fortschritte.
"Die Verbindung zwischen der Synagoge und dem Altbau ist schon da. Man kann schon wirklich etwas sehen und sich vorstellen, wie es einmal aussehen wird."
Ilse Danziger, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde
Die Arbeiten lägen weitgehend im Zeitplan, ergänzte Dieter Weber, der Vorsitzende des Fördervereins neue Regensburger Synagoge.
Eingeweiht werden soll die neue Synagoge im Jahr 2019. Das ist ein geschichtsträchtiges Datum. Denn 1519, also 500 Jahre vorher wurde nach einem Pogrom die mittelalterliche Synagoge abgebrochen und das damalige jüdische Viertel der Stadt auf dem heutigen Neupfarrplatz dem Erdboden gleichgemacht. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts hätten sich die Juden in Regensburg wieder angesiedelt und zunächst eine ehemalige Kirche als Gebetshaus genutzt, sagte Danziger. Als diese baufällig wurde, errichtete die Gemeinde eine neue Synagoge, die 1912 eröffnet und bis zur sogenannten Reichskristallnacht 1938 - dem Beginn der organisierten Judenverfolgung in Deutschland - genutzt wurde.
Die Anfänge der Jüdischen Gemeinde in Regensburg reichten mindestens bis ins 10. Jahrhundert zurück, sagte Weber. Damit sei sie eine der ältesten jüdischen Gemeinden im deutschsprachigen Raum. Der Neubau sei aber nicht nur aus historischen, sondern aus Kapazitätsgründen wichtig. Die Gemeinde zähle heute rund 1.000 Mitglieder, zehnmal mehr als vor 20 Jahren. In etwa eineinhalb Jahren können sie wieder in einer eigenen Synagoge beten.
(mit dpa-Informationen)