Die Autorin Waltraud Bierwirth konzipierte die Veranstaltung. Foto: as
213 jüdische Männer, Frauen und Kinder wurden am 4. April 1942 aus Regensburg in die Vernichtungslager im Osten deportiert. Niemand von ihnen überlebte. Zum 80. Jahrestag wurde vor „Tatorten“ in Verwaltungs- stellen und Behörden aus den Akten derjenigen gelesen, die diesen Massenmord mitorganisierten und die Verteilung des geraubten Vermögens – bei einer „Topographie des letzten Weges“. Die Autorin und Schriftstellerin Waltraud Bierwirth konzipierte die Veranstaltung. Ein Stadtrundgang machte die Bürokratie vor der Deportation der Juden deutlich. Die Namen der Ermordeten wurden verlesen. Am Montag, 04. April 2022, dem 80. Jahrestag der Deportation von 213 jüdischen Männern, Frauen und Kindern aus Regensburg, werden einige der Tatorte besucht – Verwaltungs- und Behördeneinrichtungen. „Topographie des letzten Weges“ lautet der Titel der städtischen Veranstaltung, an der am frühen Abend etwa 150 Menschen teilnehmen. Von der Jüdischen Gemeinde Regensburg nahmen die Vorstands-mitglieder Ilse Danziger, Volodimir Barskyy und Jakob Denissenko teil. Eröffnet wurde der Rundgang durch Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer am Alten Finanzamt an der Landshuter Straße. Dass die Bürokratie, die der Deportation vorausging, ebenso grausam war, das machte dieser Stadtrundgang deutlich. Aus mehreren Archiven hatte die Regensburger Autorin Waltraud Bierwirth Dokumente gesammelt und ließ den Inhalt dieser Dokumente durch die Schauspielerin Melanie Rainer vorlesen. Dies geschah an den Orten, die für den letzten Weg der Regensburger Juden standen. „Es war der Karsamstag vor Ostern, als 213 Jüdinnen und Juden, eskortiert von Gestapo und Polizei, durch die Stadt zum Bahnhof gingen und den Todeszug in ein Lager im Osten bestiegen“, erinnerte die Stadt an das traurige Ereignis. „Keiner kehrte zurück. Sie wurden in den Gaskammern der Vernichtungsstätten ermordet“, sie starben in den Vernichtungslagern Sobibor und Belzec. An der letzten Station, dem Vorplatz des Hauptbahnhofes, verlasen die Mitwirkenden der Gedenkveranstaltung die Namen der 213 deportierten Frauen, Männer und Kinder. Auf diese Weise gedachte man den Regensburger Opfern des Nationalsozialismus persönlich.
Volodimir Barskyy