Sehr früh am Sonntagmorgen machte sich eine Gruppe von Mitgliedern und Freunden der Jüdischen Gemeinde auf zu einer Fahrt, die der Klub Schalom unter der Leitung seines Vorsitzenden Volodymyr Barskyy ausgearbeitet hatte. Ziel der Reise war Krakau, die zweitgrößte Stadt Polens.
Diese wunderschöne Stadt beeindruckte alle Mitreisenden durch viele junge Menschen, fast ausschließlich Polen, die die reiche Geschichte Krakaus erkundeten und genossen. Erstaunlicherweise ist die Stadt nie zerstört worden, obwohl sie keine Befestigungsanlagen hatte.
Polen als selbstständiger Staat verschwand im 18. Jahrhundert von der Landkarte, es wurde mehrfach zwischen den Großmächten Russland, Österreich – Ungarn und Preußen aufgeteilt und erlangte erst nach dem Ersten Weltkrieg wieder die Eigenständigkeit.
Krakaus Reichtum gründete sich auf eine geschickte Handelspolitik, z.B. durch ein faktisches Monopol des Kupferhandels: Ausländische Händler, die das Kupfer über die Weichsel aus Ungarn brachten, wurden verpflichtet, diese Ware in der Stadt zu verkaufen. Die Wissenschaft blühte auf mit der Errichtung der nach Prag zweitältesten Universität Europas durch die Jagiellonen. Auf dem Wawel, einem Hügel nahe der Weichsel, entstand die Königsburg mit der Kathedrale der Stadt, in der u.a. August der Starke zum König von Polen gekrönt wurde.
Es gab auch Gelegenheit die Marienkirche am Hauptmarkt mit dem weltberühmten spätgotischen Altar der Marienkirche des Bildhauers und Schnitzers Veit Stoß zu besichtigen.
Platz der Ghetto-Helden
In Krakau lebten vor der Vernichtung durch die Nationalsozialisten 68000 Juden (heute leben gemäß Reiseführer nur noch 176 in der Stadt). Die jüdische Bevölkerung wurde aus dem angestammten Stadtviertel Kazimierz, in dem eine Reihe von Synagogen stehen (heute Museen bis auf eine, die eine lebendige jüdische Gemeinde beherbergt), umgesiedelt in ein neu eingerichtetes Ghetto. Darin fuhr eine Straßenbahn hin und her, die Juden durften aber nicht einsteigen.
Als die Menschen evakuiert wurden, nahmen sie in gutem Glauben, sie würden umgesiedelt, ihre Möbel mit auf den Platz. Aber diese wurden sie gezwungen, zurück zu lassen.
Ebenfalls Museum ist auch die Metallwarenfabrik Oskar Schindlers, die durch den Spielfilm „Schindlers Liste“ berühmt wurde. Hier ist das Leben der Juden unter der NS-Herrschaft sehr beeindruckend, aber auch bedrückend in Texten, Bildern, Videos und Objekten dargestellt in einer Intensität, die an die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem erinnert.
Auf der Rückfahrt besuchte die Gruppe auch das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, das weltweit als ein Synonym für die gesamte Schoah steht.
Alle Mitreisenden entzündeten die mitgebrachten Kerzen und beteten ein Kaddisch für die ermordeten Juden.
Es dauerte einige Zeit, bis wieder Gespräche zu hören waren.
Alles in allem war es eine gelungene Reise. In der Gegenwart ist Krakau immer eine (weitere) Reise wert und der Ausflug in die Vergangenheit ist unvergesslich.