Das Herz quillt über
6. Mai 2014
Neues Jüdisches Zentrum
8. Mai 2014

Regensburger gedenken der NS-Opfer

Klezmermusik von Leonid Khenkin untermalte die Aufführung des Theaterstücks der Schüler anlässlich des Holocaustgedenktages. Foto: Dorwarth

Gegen das Vergessen: Zum Holocaustgedenktag kamen 100 Bürger in die Aula der neugebauten Fach- und Berufsoberschule.

REGENSBURG.Vieles war in diesem Jahr anders am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Erstmals kamen die Regensburger in der Aula der neugebauten Fach- und Berufsoberschule zusammen, um gemeinsam an die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte zu erinnern. Erstmals fand die jährliche Gedenkveranstaltung nicht mehr in alten, sondern in ganz neuen Gemäuern statt. Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer sagte: „Wir gehen in die Gesellschaft, dahin, wo junge Leute sind und wo die Auseinandersetzung stattfindet, wie hier an dieser Schule.“

Schüler schrieben ein Theaterstück

Rund 100 Regensburger versammelten sich in der Aula. Die Abiturienten der Fachoberschule hatten gemeinsam mit ihren Lehrern ein Theaterstück geschrieben und Szenen aus Konzentrationslagern aufbereitet. Zum Ende der Aufführung spannten sie einen Zaun zwischen den Zuhörern, denn auch in der heutigen Zeit würden wieder vermehrt Zäune und Mauern gebaut werden. „Das ist ein Thema, worüber man nachdenken sollte“, sagten die Schauspieler der Theater-AG und des Projekts „Schule ohne Rassismus“.

Das Jahr 2017 ist ein schmerzhaftes Gedenkjahr für uns.

Ilse Danzinger, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde

Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Regensburg, Ilse Danziger, erinnerte an die Geschehnisse in Regensburg, als im Jahr 1938 die Synagoge niedergebrannt wurde. „Das Jahr 2017 ist ein schmerzhaftes Gedenkjahr für uns“, sagte Ilse Danziger und verwies auf die Wannseekonferenz, bei der vor 75 Jahren die fabrikmäßige Ermordung von Millionen Menschen beschlossen wurde. „Vergesst uns nicht, wir bedürfen eures treuen Gedenkens sehr!“ Das sei eine der letzten Botschaften aus dem deutschen nationalsozialistischen Konzentrationslager Piaski im besetzten Polen gewesen.

Sätze wie „Das muss doch mal ein Ende haben“ oder „Das ist doch nicht unsere Schuld“, höre man in letzter Zeit öfters, bemerkte Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer in ihrer Rede. Aussagen von Vertretern der „Alternative für Deutschland“ seien einfach unerträglich und eine Beleidigung für die Menschen, die in der Erinnerungskultur die Basis der Gegenwart und der Zukunft für Deutschland sehen würden. Man solle nicht all denen auf den Leim gehen, „die mit ihren nationalistischen Parolen Hass und Verunsicherung verbreiten wollen“. Es sei nicht zu dulden, wenn Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens und ihrer Kultur verunglimpft würden.

Ausschwitz

Auch für Dekan Roman Gerl war klar, dass das Vergessen und Verdrängen nichts ungeschehen mache. Vielmehr sei es von großer Bedeutung, einen geschärften Blick zu behalten, da Unrecht auch heute noch vielfach geschehe. Man müsse sich jeden Tag fragen, ob der eingeschlagene Weg der richtige sei. Gerl schilderte die Entstehungsgeschichte und das Grauen im Konzentrationslager Auschwitz. Er zeigte auf, dass Auschwitz ein jeder Ort sei, wo Herzlosigkeit, Fremdenhass und Diffamierungen herrschen. Eckhardt Herrmann sprach als Vertreter der evangelischen Kirche in Regensburg von „Messerstichen“, die Menschen treffen, wenn Worte als Waffe missbraucht werden. Herrmann erinnerte, dass die Zahl antisemitischer Straftaten in Bayern im Vergleich zum vergangenen Jahr um 33 Prozent zugenommen habe. Unter den 176 Straftaten finden sich Hetze, Gewalt bis hin zu Mord. Man lebe zunehmend in einer Welt, die mehr denn je Heilung brauche.