Auf Einladung des Klub „Schalom“ der Jüdischen Gemeinde Regensburg, fand am Lag Baomer ein recht bemerkenswertes Konzert mit der Sopranistin Ilonka Vöckel und dem Klavierduo Inna Schur (Mitglied der Gemeinde) & Eva Herrmann statt. Die drei Musikerinnen spannten nach dem „Jalousie-Tango“ von Jakob Gade und einer herzenswarmen Begrüßung durch die Leiterin der Jüdischen Gemeinde, Frau Ilse Danziger, in variantenreicher Kombination einen weiten musikalischen Bogen durch die Tangogeschichte.
Ilonka Vöckel, seit vielen Jahren international in verschiedenen Genres von Oper bis Kleinkunst bis nach Japan und China unterwegs, sang im Laufe des Abends mühelos in vier Sprachen und zog das Publikum sofort in ihren Bann. Mit dem spanischsprachigen Hit Volver des argentinischen Altmeisters Carlos Gardel, dem ersten argentinischen Weltstar der Musik,
lud sie zur Milonga und erfreute das Publikum von Beginn an mit ihrer Schauspielpräsenz und ihrer großen stimmlichen und emotionalen Bandbreite. Der Tango, durch Gardel nach Paris transportiert, erfuhr auch in den Kabaretts von Berlin eine begeisterte Aufnahme und jüdische Komponisten wie Friedrich Holländer und Friedrich Schwarz nahmen diese Kompositionsform umgehend um 1930 in ihr Schaffen auf. Ilonka Vöckel konnte in drei lasziv bis komödiantischen Tangos die Vielseitigkeit dieser Tangoperiode näherbringen und wechselnde Begleitpianistinnen und unterstützende Akkordeontöne taten das Übrige um ein Kabarettflair entstehen zu lassen. Jüdische Emigranten nahmen den Tango mit ins Exil. Kurt Weill komponierte nach seiner erfolgreichen Tangoballade aus der Dreigroschenoper in Paris den Tango „Youkali“, der als heimliche Hymne der Resistance galt. Ilonka Vöckel überzeugte mit ihrer Interpretation Sehnsucht nach einem friedlichen Sehnsuchtsland stimmlich widerzuspiegeln.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand mit Leroy Anderssons „Blue Tango“, original für Orchester, ein Megahit in den USA und im europäischen Ausland machte sich in den 60ger-Jahren Milva für den Tango stark und erhielt mit „Un tango italiano“ ihre beste Platzierung beim San Remo-Festival. Nach der der Pause entsprach das Publikum begeistert der Bitte von Ilonka Vöckel bei Tangoschlagern wie „Capri-Fischer“ und „Tanze mit mir“ mitzusingen und zwei Damen aus dem Publikum ließen es sich nicht nehmen spontan Tango zu tanzen. Abgerundet wurde das Tangoprogramm, das Eva Herrmann federführend konzipierte und moderierte, durch einen Musikblock des Begründers des Tango Nuevo Astor Piazzolla.
Das Klavierduo Inna Schur & Eva Herrmann zeigte dabei -wie schon zuvor- blindes Verständnis beim Zusammenspiel. Durch zarten bis orchestralen Sound, stilsichere Agogik und nicht zuletzt immer wieder humoriger Kommunikation während des Spiels wurde klar: Hier haben sich zwei gefunden... Ilonka Vöckel offenbarte erneut mit einer Arie aus der Tangooperette „Maria de Buenos Aires“, die erst kürzlich im Regensburger Theater gespielt wurde, ihre große Wandelbarkeit beim Wechseln der Genres bevor alle Drei nach Aufsetzen von Kapitäns- und Matrosen-kappen bei der Zugabe- dem Spielort Regensburg entsprechend- den wunderbar skurillen „Donaudampfschifffahrtkapitän-Tango“ zum Besten gaben. Das Publikum spendete enthusiastischen Applaus und Herr Barskyy, der Leiter des Klub „Schalom“ , bedankte sich mit roten Rosen bei den Akteurinnen bevor er das Publikum mit rührigen Worten verabschiedete.